IMG_20131002_224415 Gute zweieinhalb Stunden mit dem Bus von Pekings Stadtzentrum entfernt (dann hat man Peking übrigens immer noch nicht verlassen), liegt in einer andeutungsweise hügeligen Landschaft eine Nachbildung eines französischen Weinguts, samt Reben, Weinkeller und Verkostungsangebot. Dieses ließ ich mir nicht entgehen und besuchte mit meinem Mitbewohner und einer Freundin besagten Schauplatz, um einige der dort "angebauten" Weine zu testen. Angekommen erinnerte der Eingangsbereich eher an einen Freizeitpark á la Disney; Besucherschlangenabsperrungen, Klassikmusikbeschallung im Freien und überall Liebe zum Styropordekordetail. Nach einigem Zurechtfinden, Eintrittskartenkaufen und Parkshopdurchstöbern, wurden wir in die Verkostungsräume geleitet, in denen wir sogleich zwei Weingläser in die Hand gedrückt bekamen (Hätten wir mehr Hände, hätten wir auch mehr Gläser bekommen). Diese ersten beiden Gläser waren Rotweine, der eine etwas lieblicher und süßer, der andere etwas bitterer und trockener. Für meinen Amateurweingaumen gar nicht mal so schlecht.

IMG_20131002_224507 Es folgten zwei weitere Gläser, immer noch rot, beide sehr ähnlich, gefolgt von einem Rosé, nicht mein Fall, und während meine beiden Begleiter schon kichernd unter die Verkostungssessel rutschten genoss ich noch ein weiteres Glas.  Zu Beginn der Verkostung lief am anderen Ende des Raumes, der sich im Dach des "Chateaus" befand und ebenso prunkvoll wie überladen eingerichtet war, immer wieder derselbe Kurfilm darüber, welche Staatsgäste Chinas dieses Weingut nicht schon alles beherbergen, beziehungsweise verköstigen durfte (Bundeskanzlerin Angela Merkel eingeschlossen). Nun trat ein Chinese in Anzug auf den Plan, der den versammelten Angetrunkenen zu erklären versuchte, welche unterschiedlichen Weingläser es gäbe.

IMG_20131002_224724 Im Anschluss setzten wir uns nach einigen Versuchen uns zu beherrschen in den Park des Gutshofes und genossen die soeben gekaufte Flasche Rotwein des Hauses bei einigen Snacks, bis wir uns schließlich in gellendes Gelächter gehüllt auf einer Wiese tollten und amüsierten, bis die Sonne verschwand und es zu kalt wurde, um sich noch vom Alkohol im Blut wärmen zu lassen.

IMG_20131002_224927 Genug durch den Kakao gezogen, Butter bei die Fische! Bei dem Weingut handelt es sich keinesfalls um ein Plagiat, geschweige denn um eine Kopie eines französischen. Es nennt sich Chateau Changyu und produziert schon seit 1892 Wein an, später unter anderem auf Grund der deutschen Besatzer in Qingdao (dem uns bekannten Tsingtao), dessen Führung den Genuss von Wein in der Ferne nicht missen mochte. Kurzum hatte ich einen wunderschönen Tag mit meinem Mitbewohner und einer Freundin, samt tatsächlicher Weinverkostung, jedoch in Maßen, sowie einem Picknick mit unglaublich leckeren Snacks meines WG-Genossen. Die Aufmachung des Geländes ließ mich in der Tat schmunzeln, jedoch vermittelte das Museum und die Historie des Gutes nicht den Eindruck einfach nur eine billige Kopie zu sein. Hier geht es tatsächlich um Weine, die qualitativ sogar sehr hochwertig und vor allem teuer waren. Wer zu seinem Gläschen Wein gerne ein wenig Kitsch hat, ist hier goldrichtig! Der Besuch hat sich gelohnt.